Expedition in Chile, Eine Bergbesteigung und Trekkingreise zum Gipfelglück – Ojos del Salado (6.893m), dem höchsten Berg Chiles und dem zweithöchsten Gipfel Amerikas
Reise-Zeitraum: 09. bis 27. Januar 2012
Wir buchten eine schöne Bergreise nach Chile zum Ojos del Salado. Diamir Erlebnisreisen hatte die Reise mit viel Erfahrung zusammengestellt. Zugesagt haben uns die abwechslungsreichen Tagesprogramme zu ausgewählten Naturschönheiten, mit reizvollen Akklimatisationstouren und die Herausforderung, uns am zweithöchsten Gipfel von Südamerika zu versuchen.
Die Atacama-Wüste, die das kleine Touristenstädtchen San Pedro umgibt, ist eindrücklich. Dank der Höhelage von rund 2.500 Meter über Meer beginnt die Akklimatisation ganz nebenbei. Salzseen, Salzwüsten, tiefe Schluchten, Oasenlandschaften, die Märkte der Einheimischen und viele weitere Erlebnisse in dieser fremden Welt ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Es gibt immer wieder einmal freie Stunden, in denen jeder seinen eigenen Schwerpunkten nachgehen kann, sei es beim Fotografieren, auf einer Fahrradtour oder beim Abend- bzw. Nachtprogramm.
Die ersten beiden Akklimatisationstouren führen uns bereits in den Schnee, da die Schneegrenze aktuell bei 5.400 MüM liegt. Volcan Toco und ein Nebengipfel des Volcan Sairecabur (5.881 m) sind schnell bestiegen. Da wir mit den Jeeps bis rund 5.000 m fahren konnten, waren effektiv nicht viele Höhenmeter zu bewältigen. Das schonte einerseits unsere Reserven, andererseits waren einige so heiss auf Gipfelerfolge, dass der Aufstieg nicht schnell genug gehen konnte.
Nach einer Woche in der Region von San Pedro fuhren wir mit dem Nachtbus nach Süden, um am nächsten Morgen mit den Jeeps Richtung Laguna Verde aufzubrechen. Wir logierten nicht direkt auf dem Campingplatz beim See, sondern in der einige Kilometer entfernten, in der Wüstenebene liegenden Murray-Hütte. Die Hütte ist notdürftig eingerichtet, die Bewirtung durch unsere Führer war jedoch umso besser. Der Coq-au-vin auf dem kleinen Gaskochgerät war professionell!
Am Cerro San Francisco (6.016 m) schaffen es alle neun Teilnehmer auf den Gipfel. Unsere drei Führer Thomas, Fritz und Eduardo leisten großen Einsatz. Der Gipfelbereich ist sehr weitläufig, dank gutem Wetter aber übersichtlich. Der Schnee ist zwar hart gefroren, aber Steigeisen sind nicht nötig. Die Aussicht ist wie von allen Gipfeln großartig und reicht weit über die braunen, zerfurchten Ebenen der Atacama-Region.
Von der Murray Hut wechseln wir mit den Jeeps ins Basislager am Ojos del Salado. Der Materialtransport am nächsten Tag ins Hochlager “Atacama” verläuft problemlos. Das Büßereis ist faszinierend, die Schneefelder sind aber nur noch von geringem Ausmass und sind kein Hindernis mehr.
Beim nächsten Aufstieg ins Hochlager ist der Container total überfüllt. Also schlafen wir in einem Zelt, mindestens so eng beieinander liegend wie in einer Sardinendose. Am nächsten Morgen, früh um 4 Uhr, gehts zum Gipfel los. Infolge Unwohlseins müssen einzelne Teilnehmer aufgeben, andere haben zu kalte Glieder (teilweise aufgrund Eigenverschulden, denn mit Trekkingschuhen lässt sich dieser Berg nicht besteigen). Ab 6.600 m bläst ein rauer Wind. Wir sind noch zu viert (drei Teilnehmer, ein Führer). Wir haben ordentlich Zug zum Gipfel. Die Schritte werden langsamer, aber kontinuierlich nähern wir uns dem Kraterrand. Unter dem Gipfel überwinden wir die Kletterstelle dank dem installierten Fixseil zügig. Aber die Stelle ist nicht zu unterschätzen. Wenige Meter weiter steht man auf dem schmalen Gipfel. Und auch der Aluminiumkoffer mit dem Gipfelbuch ist da.
Der Abstieg geht zackig, die langen steilen Schneefelder passieren wir mit Steigeisen. Im Basislager werden bereits die Zelte abgebaut. Danach gehts via Murray Hut an die Pazifikküste nach Caldera. Es folgen einige schöne erholsame Hochsommertage, bis wir zurück in das winterliche Mitteleuropa fliegen.
Der Ojos del Salado war eine unvergessliche Bergreise. Zur Wiederholung empfohlen.
Autor: Michael Straub