Felsmalerei in Patagonien in Chile

Geschichte Chiles

Die allerersten Menschen betraten das heutige chilenische Gebiet wohl um 13.000 v. Chr. Im 16. Jahrhundert begannen schließlich die spanischen Konquistadoren, die Region zu unterwerfen und zu besiedeln, bis Chile im frühen 19. Jahrhundert die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht erlangte. Die weitere Entwicklung Chiles bis zum Zweiten Weltkrieg war geprägt von der Förderung von Salpeter und Kupfer. Zwar führte der Rohstoffreichtum zu einem wirtschaftlichen Aufschwung des Landes, aber auch zu Abhängigkeit und Kriegen mit den Nachbarstaaten.

Nach einem Jahrzehnt unter christdemokratischer Präsidentschaft wurde 1970 der Sozialist Salvador Allende zum Präsidenten gewählt. Der Putsch des Generals Augusto Pinochet am 11. September 1973 leitete eine 17-jährige Diktatur und radikale marktorientierte Wirtschaftsreformen ein. Seit 1988 befindet sich Chile in der Transition zu einer Demokratie.

Präkolumbische und Kolonialgeschichte

Pukará de Quitor: Historische Wohn- und Flucht-
burg der Likan Antai

Etwa 13.000 Jahre v. Chr. siedelten die ersten Menschen das Gebiet des heutigen Chile. Später gehörte der Norden des Landes, bis zu seiner Eroberung durch die Spanier, kurzzeitig zum Inkareich. Im Jahr 1520 entdeckte der Portugiese Ferdinand Magellan während seines Versuches, die Erde zu umsegeln, die nach ihm benannte Magellanstraße. Diese befindet sich an der heutigen Südspitze Chiles.

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Gründung Santiago de Chile

Nach ihm kam 1535 Diego de Almagro mit seiner Gefolgschaft von Peru aus, um in Chile nach Gold zu suchen, aber von der lokalen Bevölkerung zurückgetrieben wurde. Die erste permanente Siedlung der Europäer war das 1541 durch Pedro de Valdivia gegründete Santiago. Seit 1542 war Chile dann Bestandteil des spanischen Vizekönigreiches Peru.

Da die Spanier wenig Gold und Silber fanden, war Chile aufgrund seiner abgelegenen Lage eine eher wenig beachtete Kolonie für die spanische Krone. Außerdem war die Atacamawüste ein Hindernis für den direkten Weg nach Peru. Erst später wurde Chile durch landwirtschaftliche Produkte ein wichtiger Versorgungspartner.

Mapuche Krieger
Mapuche Krieger

Das Land beherbergte verschiedene Volksgruppen. Im Süden leisteten die Mapuche in zahlreichen Kriegen erbitterten Widerstand gegen die spanischen Eroberer und verhinderte eine Besiedlung der Südchiles nachhaltig. Der andauernde Widerstand der Ureinwohner zwang die Spanier 1641 zur Anerkennung einer unabhängigen Mapuche-Nation. Hierbei wurde der Fluss Bío Bío als Grenze festgeschrieben und dem Volk der Mapuche Souveränität zugebilligt – ein in der Geschichte indigener Völker in Südamerika einzigartiger Vorgang. Erst 1883 wurde das Gebiet unter Präsident José Joaquín Pérez, mit gewaltsamer Unterwerfung der Mapuche-Aufstände durch chilenische Truppen, endgültig an Chile angegliedert.

Neben den Konflikten mit den Ureinwohnern, behinderten schwere Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche die Entwicklung des Landes. Viele Städte wurden komplett zerstört, wie beispielsweise Concepción 1570 und Valdivia 1575. Darüber hinaus waren die Küstenstädte im 16. und 17. Jahrhundert häufigen Angriffen englischer Piraten ausgesetzt.

Unabhängigkeitskrieg und Entstehung der Republik

Der Drang nach Unabhängigkeit kam auf, als 1808 Spanien von Napoleons Bruder Joseph regiert wurde. Am 18. September 1810 wurde eine Junta ins Leben gerufen, die die Treue Chiles zum abgesetzten König Ferdinand VII. erklärte. Dieses Datum feiert man in Chile als den Beginn der Unabhängigkeit und das Land erklärte seine Loslösung von Spanien und der Monarchie.

In der Schlacht von Maipú 1818 brach die spanische Kolonialherrschaft endgültig zusammen. 1833 entstand eine streng präsidiale Verfassung, die Chile eine lange Zeit der Stabilität, bis zum Bürgerkrieg von 1891, gewährte.

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts kam es verstärkt zur Einwanderung nicht-spanischer Europäer. Darunter waren auch viele Deutsche, deren Spuren noch heute vor allem im südlichen Mittelteil des Landes zu auszumachen sind.

Salpeterkrieg und Grenzverlauf zu Argentinien

Die Stadt Sewell wurde in der Nähe von El Teniente gegründet und ist heute die weltweit größte unterirdische Kupfermine.Im sogenannten Salpeterkrieg von 1879 bis 1884 besetzte Chile die bis dahin zu den Nachbarländern Peru und Bolivien gehörende Atacamawüste, Lima und Teile der Pazifikküste von Peru. In den eroberten Gebieten wurden später große Kupfervorkommen gefunden. So befindet sich Chuquicamata, der größte Kupfertagebau der Welt, in diesem Gebiet.

Trotz des Grenzvertrags mit Argentinien verschärften sich ab 1893 die Grenzstreitigkeiten zwischen den Nachbarstaaten. Erst durch ein Schiedsgerichtsverfahren konnte der Grenzstreit 1902 beigelegt werden. So wurden Patagonien und Feuerland neu aufgeteilt, wobei 54.000 km2 an Chile und 40.000 km2 an Argentinien fielen. Die Grenzstreitigkeiten mit Bolivien wurden 1904 in einem Friedensvertrag beigelegt.

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Weltwirtschaftskrise und Nachkriegszeit in Chile

Arturo Alessandri Palma
Arturo Alessandri Palma

Chile blieb im Ersten Weltkrieg neutral, die innenpolitische Lage war aber weiterhin instabil. 1920 wurde Arturo Alessandri, gefeiert von der Mittelschicht und den Massen, zum Präsidenten gewählt. Ihm gelang es allerdings nicht, die gravierenden sozialen Probleme des Landes zu lösen. Nachdem die Militärs schon seit 1924 faktisch die Politik Chiles kontrollierten, ließ sich General Carlos Ibáñez del Campo 1927 als einziger Kandidat zum Präsidenten wählen. Er regierte das Land mit diktatorischen Mitteln bis 1932. Mit den gravierenden Folgen der Weltwirtschaftskrise endete seine Diktatur mit einem Volksaufstand.

1934 kam es zu einer großen Bauernrebellion in Ranquil, bei der die Mapuche versuchten Teile ihrer angestammten Gebiete zurückzuerobern. Durch den Einsatz der chilenischen Armee konnte dieser letzte großen Mapuche-Aufstand beendet werden.

Beim Erdbeben von Chillán 1939 starben mehr als 25.000 der 41.000 Einwohner. Die Stadt besteht heute praktisch nur aus modernen Gebäuden, da fast alle historischen Gebäude zerstört wurden.

Die Weltwirtschaftskrise traf Chile besonders hart. Erst ab den 1930er Jahren folgte eine langsame Erholung des Landes, die 1938 durch einen Putschversuch der „Nationalsozialistischen Bewegung Chiles“ und das darauffolgende Massaker unterbrochen wurde. 1938 gewann das sozialistische und antifaschistische Bündnis „Frente Popular“ die Präsidentschaftswahlen, das allerdings bereits drei Jahre später aufgelöst wurde. Doch regierten die Radikalen mit den Präsidenten Juan Antonio Ríos und Gabriel González Videla bis 1952 immer wieder mit der Unterstützung der Linksparteien.

1952 gewann der ehemalige Diktator Carlos Ibáñez die Präsidentschaftswahlen. Sein Nachfolger war 1958 der Konservative Jorge Alessandri.

Schäden in Valdivia nach dem Erdbeben 1960
Schäden in Valdivia nach dem Erdbeben 1960

Am 22. Mai 1960 erschütterte das bisher stärkste gemessene Erdbeben der Welt mit einem anschließenden Tsunami die Küsten Chiles und verwüstete besonders die Hafenstadt Valdivia. Das Beben hatte eine Stärke von 9,5 auf der Richterskala und mehr als 2.000 Menschen starben.

1964 gewann Eduardo Frei Montalva als Kandidat der Christdemokratischen Partei die Wahl zum Präsidenten, auch mit Wahlhilfe aus den USA. Seine Regierungszeit 1970 war geprägt von tiefgreifenden Strukturreformen und einer starken Politisierung der Gesellschaft. Er scheiterte mit seinen wichtigsten Reformen.

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Präsidentschaft Salvador Allende

Salvador Allende
Salvador Allende

Die Kräfte der Linken bildeten 1969 die „Unidad Popular“ (UP), ein Wahlbündnis, dem neben der Kommunistischen und der Sozialistischen Partei kleine humanistische, linkschristliche und marxistische Parteien angehörten. Die UP vertrat eine sozialistische Linie, warb für die Verstaatlichung der Industrie und die Enteignung der Großgrundbesitzer. Sie stellte den Präsidentschaftskandidaten Salvador Allende auf und dieser gewann 1970 die Wahl.

Er verstaatlichte die wichtigsten Wirtschaftszweige (Bankwesen, Landwirtschaft, Kupferminen, Industrie und Kommunikation) und geriet dadurch in wachsende Konflikte mit der Opposition. Zudem stieß der Wahlsieg Allendes in den USA auf heftigen Widerstand, nachdem nach Kuba ein zweiter amerikanischer Staat sozialistisch regiert wurde. Somit wurde Allende bei seinem Amtsantritt mit Sanktionen und Gegenmaßnahmen der USA konfrontiert. Bereits 1970 kam es zu einem tödlichen Attentat auf General René Schneider (der sich gegen einen Militärputsch aussprach), an dem die CIA und Außenminister Kissinger beteiligt waren.

Die Diktatur Pinochets

Am 11. September 1973 kam es schließlich zu einem blutigen Militärputsch gegen die Regierung. Präsident Allende beging Selbstmord und Hunderte seiner Anhänger kamen in diesen Tagen ums Leben, Tausende wurden inhaftiert. Sämtliche staatliche Institutionen waren binnen Stunden vom Militär besetzt. Die Macht als Präsident einer Junta übernahm General Augusto Pinochet.

Augusto Pinochet
Augusto Pinochet

Überall im Land errichtete das Militär Geheimgefängnisse, wo Oppositionelle und deren Sympathisanten nicht selten zu Tode gefoltert oder unter anderem mit Flugzeugen hinaus aufs Meer geflogen und dort hinausgeworfen wurden. Tausende Chilenen gingen daher wegen der fortgesetzten Menschenrechtsverletzungen ins Exil.

Kurz nach der Machtübernahme Pinochets begannen auch die USA und die westeuropäischen Staaten wieder, Chile intensiv wirtschaftlich zu unterstützen. Die Militärregierung machte die Verstaatlichungen Allendes mit Ausnahme der Kupferminen rückgängig, führte radikale Wirtschaftsreformen durch und schaffte die Gewerkschaftsrechte ab.

Pinochet und Kissinger 1976
Pinochet und Kissinger 1976

1978 verschärfte sich der Beagle-Konflikt mit Argentinien, um die unbewohnten Inseln Lennox, Picton und Nueva im Beagle-Kanal. Argentinien wollte die Inseln militärisch besetzen und in Chile einmarschieren. Doch kam es 1984, nach einer Mediation durch den Papst, zum Freundschafts- und Friedensvertrag zwischen beiden Ländern. Hierbei wurden alle drei Inseln Chile zugesprochen.

Redemokratisierung

1988 wurde eine Volksabstimmung abgehalten, bei der sich eine Mehrheit (55 %) gegen eine weitere Amtszeit Pinochets aussprach. 1989 fanden dann die ersten freien Wahlen nach 15-jähriger Diktatur statt. Neuer Präsident wurde Patricio Aylwin. Er setzte die neoliberale Wirtschaftspolitik Pinochets fort und bemühte sich, die verfeindeten politischen Lager zu versöhnen, um ein demokratisches Zusammenleben zu ermöglichen. Außerdem begann er mit der Aufarbeitung der Verbrechen der Militärdiktatur und 1993 standen erstmals Offiziere wegen Menschenrechtsverletzungen vor Gericht. Viele Exilanten kehrten zurück nach Chile. Von 1994 bis 2000 regierte dann der Eduardo Frei Ruiz-Tagle.

Pinochet trat schließlich 1998 als Heereschef ab, blieb aber Senator auf Lebenszeit und genoss damit Immunität. 1998 wurde er vor dem chilenischen Gericht angeklagt, aber 2002 wegen leichter Demenz als verhandlungsunfähig erklärt. Weitere Versuche, Pinochet gerichtlich zu belangen, scheiterten. Er starb 2006, ohne je verurteilt worden zu sein.

Michelle Bachelet
Michelle Bachelet

Im Jahr 2000 wurde Ricardo Lagos neuer chilenischer Präsident. Er setzte sich die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zum Ziel. Lagos verließ 2006 das Amt mit einer rückwirkend wirtschaftlich und politisch positiven Bilanz. Als Nachfolgerin wurde Michelle Bachelet zur ersten Präsidentin in der Geschichte des Landes gewählt.

Am 27. Februar 2010 erschütterte erneut ein massives Erdbeben mit der Stärke 8,8 den Süden Chiles und zerstörte große Teile der Infrastruktur. Tsunami-Wellen zerstörten Küstenstädte und Gebiete.
2010 gewann Sebastián Piñera die Präsidentschaftswahl.

Proteste in Chile 2011 (CC BY-SA by simenon)
Proteste in Chile 2011 (CC BY-SA by simenon)

Bei den Protesten in Chile 2011 forderten Schüler, Studenten und Arbeiter soziale Reformen im Land. Es waren die größten Proteste seit der Rückkehr des Landes zur Demokratie 1989.

2013 wurde dann in einem zweiten Wahlgang wieder Michelle Bachelet zur Präsidentin gewählt.